Glaubenssätze zu hinterfragen ist Selbstliebe

In letzter Zeit wird mir immer stärker bewusst, wie sehr meine Glaubenssätze mein Leben beeinflussen. Ist wirklich immer wahr, was ich glaube? Am vergangenen Wochenende hatte ich eine gute Gelegenheit, das zu überprüfen.

Ich habe einen guten Bekannten, mit dem ich in meiner Freizeit viele schöne Dinge unternehme. Wir machen wunderschöne Wanderungen, besteigen hohe Berge, fahren mit dem Kanu oder liegen einfach nur am Ufer eines schönen Sees und ruhen uns aus.

Dieser Bekannte hat die Eigenschaft, dass er nicht pünktlich sein kann oder will. Beim Pünktlichsein scheiden sich bei vielen Menschen die Geister. Mein Wohlfühlbereich bei der Pünktlichkeit oder besser beim zu spät kommen, hat in etwa einen Spielraum von fünfzehn Minuten. Wenn ich mich um zehn Minuten zu verspäten drohe, weil etwas Unvorhergesehenes passiert ist, informiere ich mein Gegenüber, wenn mir das möglich ist.

Wenn jemand grundsätzlich fünfzehn Minuten später als zum vereinbarten Zeitpunkt kommt, spüre ich auch wieder Unmut in mir aufkommen. Wenn ich verabredet bin, mag ich es nicht, wenn ich immer wieder alleine dasitze und warte. Das zu meinem Empfinden zur Pünktlichkeit.

Nicht meinem ersten Impuls zu folgen hilft mir

Der Bekannte kommt also regelmäßig mindestens fünfzehn Minuten später als vereinbart. Beim vorletzten Mal waren es zwanzig, beim letzten Mal dreißig Minuten. Ich mag es, mich in solchen Momenten selbst zu beobachten. Das hilft mir, nicht meinem ersten Impuls, nämlich Wut, Ärger und Verurteilung zu folgen, sondern zu schauen, was sonst noch los ist.

Ich sitze also auf meinem Sofa und warte auf das Klingeln an der Wohnungstür. Mit gepacktem Rucksack am Straßenrand zu stehen und auf das Herannahen des Autos zu warten, habe ich aus nachvollziehbaren Gründen nach dem zweiten Ausflug bleiben gelassen.

Nach zehn Minuten denke ich das erste Mal, dass es jetzt schön wäre, wenn er käme und Befürchtungen tauchen in mir auf, er könne verschlafen, einen Unfall gehabt haben oder eine schlimme, plötzliche Krankheit habe ihn ereilt. Gleichzeitig kommt Ärger auf. Und der Wunsch, ihm so richtig die Meinung zu sagen, sobald er auftaucht.

Ich sehe die darunter liegenden Glaubenssätze

Das ist der Zeitpunkt, den ich inzwischen mag. Denn wenn ich nun genau hinspüre, den Ärger erforsche, sehe ich die darunter liegenden Glaubenssätze. Er respektiert mich nicht. Ich bin ihm egal. Ihm ist egal, ob ich mir Sorgen mache. Er verschwendet meine Zeit. Er verarscht mich. Ich lasse mich schlecht behandeln. Hier gäbe es eine gute Gelegenheit, in eine mittelschwere Lebenskrise zu fallen.

Nun kann ich versuchen, die Aufmerksamkeit von meinem immer mehr tobenden Verstand wegzunehmen, mein Herz offen zu halten, hinzuspüren und mich zu fragen, ob diese Glaubenssätze wirklich stimmen. Lasse ich mich tatsächlich schlecht behandeln? Ein vermutlich sehr schöner Tag in den Bergen liegt vor mir. Mein Bekannter fährt die ganze Strecke, sucht die Tour aus, ich brauche mich um fast nichts zu kümmern. Nein, so sieht schlechte Behandlung nicht aus.

Verschwendet er meine Zeit? Ich sitze im Warmen, scrolle mich ein wenig durch meine Facebook und Instagram Accounts, was ich am Vorabend nicht mehr geschafft habe. Bin also mit etwas Angenehmem, Sinnvollem beschäftigt. Keine Zeitverschwendung.

Das kann ich mit jedem Glaubenssatz machen, mit allem, was ich ihm oder mir vorwerfe. Ich kenne seine Gründe nicht, warum er nicht pünktlich ist. Mein Verstand beruhigt sich, mein Herz bleibt offen.

Mein Herz bleibt weiterhin offen

Nach dreißig Minuten klingelt es an der Tür. Ich gehe hinunter, begrüße meinen Bekannten freundlich und steige in sein Auto. Er fängt von selbst an, mir Dinge zu erklären, die seiner Meinung nach der Grund sind, warum er zu spät ist. Er hätte sich ein sehr umfangreiches Frühstück zubereitet, hätte darüber vergessen, dass er noch duschen müsse und noch einige gemurmelte, unverständliche Worte.

Ich habe den Eindruck, dass er selbst nicht zufrieden ist, mit seinem Verhalten. Da ich mich nicht meinen Glaubenssätzen und meinem Ärger hingegeben habe, ist mein Herz weiterhin offen. Mich interessiert, was er erzählt, auch wenn ich mir dieses Verhalten für mich nicht vorstellen kann. Ich sage ihm freundlich, dass es mir nicht gefällt, so lange auf ihn warten zu müssen und frage, ob er eine Möglichkeit sieht, eine Lösung zu finden. Ihm fällt nichts ein.

Daher schlage ich vor, dass ich für mich zur vereinbarten Zeit eine halbe Stunde hinzurechne und mich erst ab diesem Zeitpunkt bereit halte. Er ist einverstanden. Ich habe keine Ahnung, ob das funktionieren wird. Darüber brauche ich mir heute aber keine Gedanken zu machen. Das Gespräch ist friedlich verlaufen und ich freue mich auf einen schönen Tag in den Bergen.

Es gibt eine Methode, in der ich viele Anregungen finde, wie ich meinen Verstand mit seinen unzähligen Glaubenssätzen in Schach und mein Herz offen halten kann. Ich habe vor Jahren schon damit gearbeitet und sie jetzt wieder entdeckt. Das ist The Work von Byron Katie. Das Buch Ich will ja loslassen, doch woran halte ich mich dann fest? von Ina Rudolph finde ich dafür sehr hilfreich.

Erlebst du auch manchmal wie es ist, deine Glaubenssätze in Frage zu stellen? Was erlebst du dabei? Schreibe mir gerne, ich freue mich auf dich. Deine Sandra

Du willst noch mehr über Selbstliebe erfahren? Dann lies meinen Beitrag Dem Leben vertrauen ist Selbstliebe.

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